Guggenmusik

 

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Guggenmusik in Basel

Die Guggenmusik kommt ursprünglich aus dem alemannischen Raum (Schweiz/ Süddeutschland) und wird auch „Guggemoseg“, „Guggemusig“ oder „Chatzemusig“ genannt. Es handelt sich um eine stark rhythmisch unterlegte, auf ihre eigene, sehr spezifische Art „falsch“ gespielte Blasmusik. Meistens wird sehr gekonnt knapp neben der Melodie hergespielt, das heißt man erkennt die Melodie durchaus, aber sie klingt ziemlich schräg. Dabei wird sie von einer ebenfalls sehr guten Rhythmussektion dominiert und vorangetrieben. So entsteht eine wilde, mitreißende Musik, gut tanzbar und hervorragend geeignet für spontane Platz- und Straßenkonzerte während der „wilden Tage“. Die Musiker sind zudem alle verkleidet und maskiert.

Die Guggenmusik ist Bestandteil der schwäbisch-alemannischen Fasnacht, der Basler Fasnacht, Luzerner Fasnacht und allgemein der Zentralschweizer Fasnacht.

Der Begriff leitet sich vermutlich her von „Gugge“, was im Alemannischen für Tüte steht. Im Schweizerdeutsch steht der Begriff „Gugge“ für alle Arten von Blechblasinstrumenten. Eine "Guggemusig" ist also eine Gruppe von Leuten, die zusammen musiziert, während sie einfache Masken (damals Tüten) trugen.

Geschichte [Bearbeiten]

Ihren Ursprung hat die Musik im Brauch, die Wintergeister mit dem Blasen von Kuhhörnern auszutreiben. Erstmals erwähnt wurde sie im 16. Jahrhundert, als man zur „Karnevalszeit“ mit Rasseln, Blecheimern, Trommeln, Kuhglocken oder Pfeifen umherzog, um die Geister des Winters zu vertreiben. Die Musik sollte entsprechend schräg sein, laut und jämmerlich. Damals schon wurden Masken und Kostüme verwendet: Tücher und alte Lumpen sowie eine Menge Fantasie nahm man um sich zu verkleiden und die Geister zu verschrecken.

Als im Jahre 1874 erstmals eine Blaskapelle zum Morgestraich in Basel mitmarschierte, wurden zunächst heftige Proteste laut, zehn Jahre später wurde es aber polizeilich erlaubt.

1934 erlebten die Guggemusiken ihren großen Aufschwung und zogen am nicht genutzten Fasnachtdienstag (der nun als spezieller Guggetag gilt) in großer Zahl durch Basel „mit schmetterndem Getöse“, „bäumig schränzend“ und „vorüber rasselnd“.

In den 50er Jahren schwappte das Guggefieber dann nach Süddeutschland, Italien und Österreich über. Heute gibt es viele Arten von Guggemusik, von schräg bis zur Big Band Gugge, die in der Fasnacht die Leute begeistern. Oft werden Volks- und Kinderlieder sowie bekannte Popsongs gespielt.

Ausprägungen

wiki/Bild:Guggenmusik.jpg

Guggenmusik in Monthey

Es ist nicht möglich, eine einheitliche Definition der Guggenmusik zu finden, da jede Region andere Fasnachtstraditionen hat.

Neben den traditionellen Blechblasinstrumenten wie Trompete und Posaune und dem unvermeidlichen Schlagwerk lässt sich heute auch beinahe jedes andere Instrument finden. Von der Steeldrum bis zum Dudelsack, von der Piccoloflöte über Klarinetten und Saxophone bis zu gewaltigen Sousaphonen ist alles anzutreffen.

Kontrovers wird diskutiert, wer sich überhaupt Guggenmusik nennen kann. Grob unterscheiden lassen sich

  • reine Musikvereine, die lediglich ein für Fasnacht angepasstes Repertoire von Noten abspielen,
  • professionelle Guggenmusiken, die das Jahr über für die närrische Zeit Musikstücke auswendig lernen und an Choreografien feilen,
  • Gruppen von Laienmusikern, die nicht von Noten spielen, weil sie diese sowieso nicht lesen könnten.
  • Zusammenrottungen von Individuen, die in ihrem Leben noch nie ein Musikinstrument angefasst haben, aber trotzdem meinen, ihre Umgebung damit beschallen zu müssen. Auch hier wieder der Verweis auf die Geesmusiker Nellmersbach.

Professionelle Guggen lassen sich vor allem in der Schweiz finden, wo einige Musiken regelrechte Konzertreisen veranstalten und nur gegen Gage auftreten. In Süddeutschland trifft man eher Zusammenschlüsse aus Laien- und Vereinsmusikern an, wobei auch hier ein gewisser Wettbewerbsgedanke nicht immer abzusprechen ist. So wurde bereits zwei Mal die deutsche Guggenmusik-Meisterschaft im Europa-Park in Rust ausgetragen (2003 und 2004).

In der Fasnetszeit, meist im Januar/Februar, findet in Schwäbisch Gmünd das größte „Internationale Guggenmusik-Treffen“ der Welt statt. Guggenmusik-Gruppen aus Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz treffen sich in Schwäbisch Gmünd bei der zwei Tage dauernden Veranstaltung. Das Treffen zählt jedes Jahr zwischen 60.000 und 100.000 Besucher.